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Die Kunst des Zuhörens

Das Zuhören scheint eine aussterbende Kunst zu sein. Unsere heutige Gesellschaft ist hektisch und laut, mit vielen Medien, die alle um unsere Aufmerksamkeit kämpfen. Laut einer Studie von Microsoft hat sich die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne deutlich verringert. Waren es im Jahr 2000 noch 12 Sekunden so sind es aktuell noch 8 Sekunden.

Die Autorin Kate Murphy (You’re Not Listening: What You’re Missing and Why it Matters) beschreibt das Verhältnis unserer heutigen Gesellschaft zum aktiven Zuhören als gespalten.

Einerseits gilt aggressive Selbstvermarktung als erwünscht, andererseits ist aktives Zuhören der einzige Weg die Motive anderer Menschen wirklich zu verstehen. Das so gewonnene Wissen ermöglicht es uns kooperativere, produktivere und tiefgreifendere Beziehungen aufzubauen.

Was bedeutet aktives Zuhören?

Aktives Zuhören ist mehr als nur den gesprochenen Worten zu lauschen. Im Toastmasters Lernprojekt „aktives Zuhören“ wird es als ein Prozess beschrieben, bei dem aus dem Gesagten die gemeinte Botschaft herausgefiltert wird.

In der Praxis ist es jedoch nicht immer einfach, dem Redner seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Besonders dann, wenn andere von einem interessanten Thema erzählen, kann es sehr verlockend sein, sie zu unterbrechen, um eigene Erfahrungen einzubringen. Es ist jedoch günstiger, dieser Versuchung zu widerstehen und die eigene Geschichte im Anschluss zu erzählen.

Ähnlich verhält es sich auch mit gut gemeinten Ratschlägen als vermeintlich schnelle Problemlösung. Hier ist es hilfreich erst offene Fragen zu stellen, um die Situation besser zu verstehen. Fragen wie: „Was ist dann passiert?“ Oder „wie hat es sich angefühlt, als dass passiert ist?“ ermutigen den Redner mehr Informationen mitzuteilen. Ein häufiges Missverständnis besteht auch darin, dass viele Menschen gar nicht nach einer Lösung für ihr Problem suchen, sondern sich einfach nur mitteilen wollen.

Die Fähigkeit aktiv zuzuhören lässt sich durch kontinuierliches Training verbessern. Es geht dabei darum, seinen Fokus zu schulen und sich voll auf die sprechende Person zu konzentrieren. Bei Toastmasters gibt es hierfür die Rolle des Wertschätzers, der einen Redner bewertet. Um dem Redner ein wirklich hilfreiches Feedback geben zu können, muss der Wertschätzer gut zuhören und alle Details der Rede aufnehmen. Die hierbei gewonnenen Eindrücke trägt er später in einer Feedbackrede vor.

Aktives Zuhören hilft auch dabei ein besserer Redner zu werden. Das ist ein Grund dafür, weshalb Wertschätzungen bei Toastmasters von so zentraler Bedeutung sind. Die genaue Beobachtungsgabe ermöglicht es einem selbst herauszufinden, was bei einer Präsentation funktioniert und was nicht. In den Anfangsjahren von Toastmasters lautete das Motto „zum besseren Zuhören, Denken, Reden“, mit Zuhören an erster Stelle.

Quelle:

toastmaster- magazine-july-2020, Peggy Beach, DTM; “Are you listening?”