Schreiben, überarbeiten, üben – wiederholen

Tipps wie aus Gedanken eine fertige Rede wird

Der amerikanische Humorist Evan Esar, sagte einmal, „Reden vor Publikum ist die Kunst eine Idee von zwei-Minuten mit zwei Stunden Sprechzeit zu verwässern“. Die Vorstellung vorne in einem Raum zu stehen und eine vorbereitete Rede vorzutragen, mit passenden Pausen und humoristischen Redewendungen, mag für viele Neueinsteiger, wie eine unüberwindliche Hürde erscheinen. Gute Redner lassen es einfach aussehen. Sie haben jedoch ein Geheimnis: „Sie bereiten sich rechtzeitig vor und verfassen ihre Reden auf Papier bevor sie sie einer Gruppe vortragen“. Ihr Vorgehen wird auch die sogenannte „schreibe, überarbeite, übe“ Methode genannt.

Gedanken aufschreiben

Gute Reden beginnen mit einem Gedanken, hierbei ist es wichtig möglichst alle Überlegungen zu Papier zu bringen. Sobald die ersten Gedanken verschriftlicht sind, nimmt der erste Redeentwurf Gestalt an. Die ersten Entwürfe müssen nicht perfekt sein, es geht nur darum etwas auf dem Papier zu haben. Während des Schreibens entstehen neue Ideen und Betrachtungsweisen, die in den Entwurf mit einfließen. Allein durch das Schreiben wird das Thema für den Schreiber verständlicher. Die Textlänge spielt dabei zunächst noch keine Rolle, da der Text erst später auf seine finale Länge gekürzt wird.

Überarbeiten und präzisieren

Nachdem das Thema klar formuliert ist und alle Gedanken eingebracht wurden, liegt der Fokus auf den Zielen der Rede.

Bewerten der Wörter:
Als Faustregel gilt hier, dass eine fünf- bis siebenminütige Rede etwa 800 Wörter umfassen sollte. Ähnlich wie für einen Bildhauer besteht nun die Aufgabe darin diesen groben Block schriftlicher Ideen zu nehmen und ihm seine Form zu geben. Im Anschluss muss das Geschriebene nochmals im Hinblick auf die zentralen Gedanken der Rede gegengelesen werden. Alle unnötigen Informationen sind dabei konsequent wegzustreichen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Im Hinblick auf die Verständlichkeit der Rede sollten die Sätze möglichst kurz und einfach gehalten werden.

Visuelle Hilfsmittel
Nachdem die Rede auf die richtige Wortzahl gekürzt wurde, geht es nun um die Sprechweise. Durch den Einsatz von Formatierungen und Textsymbolen kann auf unterschiedliche Sprechlautstärken an verschiedenen Stellen im Text hingewiesen werden. An manchen Stellen wird mit lauter, an anderen Stellen mit leiser Stimme gesprochen. Einige Leerzeichen stehen für eine Sprechpause. Fragezeichen oder Ausrufezeichen können ebenfalls als Mittel zum Hervorheben bestimmter Textpassagen genutzt werden.

Die Zeit
Ein weiterer Aspekt einer guten Rede ist die Einhaltung der Zeit. Auf der einen Seite sollten die wichtigsten Informationen übermittelt werden, auf der anderen Seite sollten die Agenda und die Zeit des Publikums respektiert werden. Bei den Redewettbewerben von Toastmasters führt jede Überschreitung der maximalen Redezeit zur Disqualifikation des Teilnehmers, auch wenn die Rede noch so gut war. Im Zweifel ist es daher besser sich auf wenige Punkte eines Themas zu fokussieren, dafür aber im Zeitlimit zu bleiben.

Üben

Sobald das Skript steht, kann mit dem Üben der Rede begonnen werden. Es ist ein Prozess, bei dem sich noch Änderungen am Text ergeben, Hervorhebungen, andere Ausdrücke usw. bis sich der Vortrag für den Redner stimmig anfühlt. Zum Üben eigenen sich alle Räume mit Privatsphäre, egal ob im Auto, im Schlafzimmer oder unter der Dusche. Beim Vortragen ist darauf zu achten laut genug zu sprechen, um gehört zu werden, klar genug, um verstanden zu werden und langsam genug, damit das Publikum folgen kann.


Die Rede sollte verinnerlicht werden, damit sich der Redner voll seinem Publikum widmen kann. Verinnerlichen bedeutet nicht, den Text auswendig zu können, sondern ihn inhaltlich durchdrungen zu haben, sodass man ihn z.B. auf Nachfragen auch mit anderen Worten beschreiben kann. Ed Tate (Toastmasters ‚2000 Weltmeister in der Kategorie: Vorbereitete Reden), sagt in seinem Buch „Speaker’s Edge“: „Verinnerlichen bedeutet, dass Sie das Thema der Rede in sich aufgenommen haben und es im Herzen tragen. Infolgedessen wirken Sie real, authentisch und echt“.


Auch wenn es auf den ersten Blick überwältigend erscheinen mag, kann die „schreibe, bearbeite, übe“ – Methode bald Teil jeder vorbereiteten Rede sein.

Quelle: Gangadhar Krishna, DTM : „ Write, Edit, Practice. Repeat.” Toastmaster, Ausgabe März 2020